Aus der Sportchronik

Informationen zum Skispringen in Blankenburg und Hüttenrode     Von Ulf Pöppe

Roland Hasler springt Schanzenrekord

Ski-Springen bei Scheinwerferlicht in Blankenburg

Auf der Helmuth-Just-Schanze in Blankenburg veranstaltete die BSG Motor Blankenburg gemeinsam mit der BSG Stahl Braunesumpf am Sonnabend, dem 19. Februar, ein Abendspringen. Bei sehr guten Schneeverhältnissen hatte sich eine ansehnliche Zuschauermenge eingefunden, die den Sportlern für manchen schönen Sprung lebhaft Beifall zollten. Nachdem die Schanze von Benneckensteiner Pionieren eingesprungen war, starteten die Springer aus Blankenburg, Magdeburg, Harzer Eisenerzgruben, Aufbau Benneckenstein, Aufbau Hasselfelde und Aufbau Wernigerode zum ersten Wertungsdurchgang. Schon der zweite Springer, Roland Hasler, Harzer Eisenerzgruben, konnte mit einer Weite von 30,5 Metern einen neuen Schanzenrekord aufstellen, der bisher auf 29,5 Metern stand. Ihm am nächsten waren die Sportfreunde Höll, Motor Magdeburg, mit 30 Metern, Fischer Motor Blankenburg mit 29 Metern und Kobern Motor Magdeburg, mit 28 Metern. Altmeister Heyder, Benneckenstein, sprang trotz seiner 50 Jahre beachtliche 26,5 Meter in sehr schöner Haltung. Im zweiten Sprung wartete alles gespant auf den Zweikampf der Sportfreunde Höll Magdeburg, und Roland Hasler. Beide Springer wurden für ihre Weiten vom Publikum besonders gefeiert. Hasler verbesserte seinen eigenen Rekord auf 31,5 Meter, der Sportfreund Höll stand in sehr guter Haltung 28,5 Meter.

Die Geschichte der Sprungschanzen in Blankenburg und Hüttenrode

Ein Bericht von Peter Gehlmann

Donnerwetter, war das wieder einmal ein Winter!

Klirrende Kälte nicht nur nachts und eine weiße Pracht zumindest kniehoch. „So war es früher immer, von November bis März“, berichtete Günter B., der mir zusammen mit Horst St. und Günther St. bei der Aufarbeitung der Geschichte des Skispringens in Blankenburg und Hüttenrode geholfen hat. „Sprunglauf hier in der Gegend“, stand fragend ein jüngerer Harzbesucher vor dem Schaukasten des Sportvereins an der alten Hüttenröder Schule. Hier wurden in diesen Tagen regelmäßig alte Bilder von den Schanzen am Blankenburger Wasserweg sowie dem Hüttenröder Jagdhaus gezeigt.

Erinnerungen:   

Etwa 1950 bauten vor allem die Sudetendeutschen Wolfgang Flohr (Schwiegersohn von Kurt Bittorf, der das Turnen in Blankenburg geprägt hat), Otto Swarowski, Roland Hasler, Roland Fischer und andere eine Sprungschanze am linken Hang neben dem Wasserweg am Ortsausgang Blankenburg Richtung Hüttenrode heute B 27. Etwa 1955 gehörten auch die Hüttenröder Dieter Skotki und Dieter Stein zu den Springern – beide waren Mitglied wie wohl auch die anderen bei Lok Blankenburg. Auf der Schanze gab es keine Meisterschaften, aber des öfteren tolle Sprunglauftage. Es war eine Zeit, als das Fernsehen nur bei manch einem schon ins Wohnzimmer gekommen war – auch die Harzer sehnten sich nach besonderen Ereignissen. So war oft mächtig was los am Wasserweg. 1958 waren unzählige Zuschauer gekommen, eine prächtige Stimmung vereinte die Sportfreunde aus den beiden Orten. Kampfgeist wurde im Harz schon immer groß geschrieben. Zu den Springern gehörte auch der Hüttenröder Heinz Stein, der bei diesem großen Springen nach einem Sturz nie wieder zum Sprung antrat. 

Schanzenrekordhalter war mit 38 Metern Wolfgang Flor.

Die Schanze gehörte wohl der BSG Motor Blankenburg

Springer war auch der Hüttenröder Günther Stöckicht, der 1959 mit dem Springen in Blankenburg begonnen hatte und zudem an der EOS ein guter Leichtathlet war.

„Es war mehr Spaß an der Freude“ erinnerte er sich auch an seine Bestweite von guten 20 Metern. Dieter Stein widmete sich vor allem der Nordischen Kombination, wurde 1959 überraschend sogar Bezirksmeister.

Das letzte Springen am Wasserweg fand 1963 statt, nachdem mit dem Mauerbau in der DDR nur der Skilanglauf gefördert wurde.    

D. Skotki und D. Stein wollten neben dem Springen zudem in Hüttenrode Fussball spielen – und waren damit 1959 auch Initiatoren der Gründung Sektion Ski in der BSG Stahl Hüttenrode. Die erste Sektionsleitung wurde angeführt von Horst Stein, dazu gehörten auch Walter Matschula, Gustav Langner und eben Skotki und D. Stein.

Doch schon 1958 hatten die Hüttenröder den Traum von einer eigenen Schanze. 1958 begannen Enthusiasten am Jagdhaus mit ersten Arbeiten. Nur Hüttenröder wagten später die Sprünge, dabei auch Werner Zappe und Siegfried Schmidt. „Große Unterstützung gab es von Edmund Neubauer und Zahnarzt Brune“, erinnert sich Horst Stein, der bis in die Zeit nach der Wende unheimlich viel für den Hüttenröder Vereinssport getan hat.

„Am Jagdhaus gab es oft richtige gute Stimmung“, weiß Günther Stöckicht zu berichten. Und Günter Beckmann erinnert sich auch noch, dass etwa 1962 eine weitere Schanze am Nordhang des Turbinenweges gebaut werden sollte. Aber finanziell war das nicht zu stemmen – und Priorität hatte nun mal der Langlauf. So ging die Geschichte des Skispringens in Blankenburg und Hüttenrode 1963 zu Ende – doch die Erinnerung bleibt.

„Wir würden dem neugebildeten Skiverein die digitalen Aufzeichnungen gern übergeben, eine erste Einladung gab es schon“, sagte Peter Gehlmann, der seit einiger Zeit das Sportmuseum des SV Glück auf verwaltet und gestaltet. Bilder, Texte, Dokumente – vieles wurde und wird auch weiterhin gesammelt.

Er erweiterte das Angebot an alle Skisport-Interessenten – wenn dann die Öffnungen wieder möglich sind. Nur ein Anruf genügt: 03944 – 352627!!    

In Blankenburg bzw. Hüttenrode ging es für die Springer in erster Linie um den Spaß an der Freude. Das war in anderen Orten natürlich wesentlich professioneller.

Schanzen im größeren Maße im Ostharz gab es in Schierke (Eckerloch und Pionierschanze), in Beneckenstein und Tanne sowie Hasselfelde und Königshütte. Auch diese Geschichte wartet auf eine liebevolle Aufarbeitung – unser Sportmuseum steht für alle Interessenten auch dafür offen.

Sportchronist Peter Gehlmann

Bild Dieter Skotki