Heimatgedicht

Mein Dörfchen ist Heimat

  Geschrieben von einem Hüttenröder im Jahr 1990

Das kleine Dörfchen Hüttenrode,

das grüner Wald umarmt – bis an den Rand,

das oben liegt am Fels der Bode

dort schlägt das Herz von meinem Heimatland.

Das kleine Dörfchen Hüttenrode,

das mal gewachsen war auf Harzer Erz,

„Glück auf“ als Gruß – des Bergmanns Mode,

das ist mir Heimat – und des Menschen Herz.

Im kleinen Dörfchen Hüttenrode,

das ihn bekommt – den Wind aus erster Hand,

dort möcht´ ich leben bis zu meinem Tode,

weil´s Heimat ist im deutschen Vaterland.

De Jeschichte vom Hiddenreher Stumpelduhm

AUFGESCHRIEBEN IM HÜTTENRÖDER PLATTDEUTSCH IM NOVEMBER 2005 VON ERNA KÄTZEL – nach einer Vorlage von Peter Gehlmann.
Übersetzung unten

Et war mal vor velen, velen Jahrn, da arjaw et sek, dat en Schwieneharte met siener Rotte jenau ahne Grenze twischen Hiddenrohe un Ellijerohe en Futterhalt henstellte. Dabie stuke ahner siener Schwartkittel ob en metallischen Jejenstand, der sek denne als ne golne Glocke arwies.

Ganz in dar Nähe halten sek Burn ut Hiddenrohe un Ellijerohe op, dei natierlich glieks Ahnspruch op den golnen Fund ahnmeldeten. Doch man worde sek nich einig. Un so kamen alle ewerein, dat de Entschaidung ahn andern Morjen um sesse Uhrtied falln soll. Jesecht, jedan – de Schwieneharte blew tau Bewachung bie de Glocke.

De Hiddenreher dräpen ahn nächsten Morjen met ehn Jespann ganz pinktlich ahn de Fundstelle in. Von den Ellijerehern awer wiet un braht nischt de sahn. Se harrn ganz einfach vorschlapen. So luden de Hiddenreher dän goldnen Schatz op ehren Wagen un makten sek frohen Muts Richtung Hamat davon.

Pletzlich sahnse op den wieden Felle enne mächtige Stofwolke, de Ellijereher kahm in dullen Trawe met ehren Jespann immer näher. Sau mossten ok de Hiddenreher dat Tempo arhehen.

Doch da passierte et, op den holpriegen Wäje en Splint ahn rechten Hinderrad drohte ut derutschen. Dä erfolgrieke Hamreise war op dat argste jefährdet. Doch klauk wie de Hiddenreher schon immer warn, stekte aner von den ehren siehnen Duhm in dat Lock un verhinderte damet dähn Vorlust det Hinderrads.

In wilder Jacht jing et Richtung Hiddenrohe – de Ellijereher awer kamen immer näher. Met letzter Kraft awer areckten de Hiddenreher ehr Hamatdorp, in den se von de freudigen Inwohner begastert in Empfang enommen worn.

De Hiddenreher awer, der mot sienen uhm dat Rad ahn Rullen ne holen harre, mosste schmarzhaft dän Verlust sienet Duhms, wie de Hiddenreher in ehren plattdietschen Dialekt sehn, tau Kenntnis nehm. Et blew blos en Stumpel.

Saht disser Tiet heten de Hiddenreher in Volksmuhle de Stumpelduhms.

De Ellijereher mossten wutentbrannt de Hamrase ohne de golne Glocke ahnträn – un da se die Tiet vorschlapen harrn, rapten ehnen de Hiddenreher hinderher: jie Langeschläper.

Saht disser Tiet wärn alle Ellijereher Langeschläper renennt.

De Hidderreher awer feierten en grotes Fest. Se sind noch hiete en Velkchen, dat vehle Feste fiehert. In Sommer rohkt et fast ahn jedn Wochenenne.

De Orts-Chronisten hem disse Jeschichte oppeschrehm.

Un ahn manchen Senndagen berichtet de Hiddenreher Stumpelduhm ewer dat Jeschehen in Dorpe.

De Ellijereher awer erfahrn dat erscht veel späder, denn se sind ja de Langeschläper.

Wu awer de Glocke blem ist, weiht blos ahner,  Jiher Hiddenreher Stumpelduhm



Es war einmal vor vielen, vielen Jahren, da ergab es sich, dass ein Schweinehirt in den Abendstunden eines lauen Sommertages mit seiner Rotte genau an der Grenze zwischen Hüttenrode und Elbingerode einen Futterhalt einlegte. Dabei stieß einer seiner Schwarzkittel auf einen metallischen Gegenstand, der sich dann als eine goldene Glocke erwies.

Ganz in der Nähe hielten sich Bauern aus Hüttenrode und aus Elbingerode auf, die natürlich sofort Anspruch auf den goldenen Fund anmeldeten. Doch man wurde sich nicht einig und so kamen alle überein, dass die Entscheidung am kommenden Morgen um sechs Uhr fallen sollte, wem wohl die Glocke künftig gehören würde. Gesagt, getan … der Schweinehirt blieb zur Bewachung bei der Glocke.

Die Hüttenröder trafen am nächsten Morgen mit einem Gespann ganz pünktlich an der Fundstelle ein, von den Elbingerödern aber war weit und breit nichts zu sehen. Sie hatten ganz einfach verschlafen. So luden die Hüttenröder den goldenen Schatz auf ihren Wagen und machten sich frohen Mutes Richtung Heimat davon.

Plötzlich sahen sie auf dem weiten Feld eine mächtige Staubwolke, die Elbingeröder kamen in tollem Trab mit ihrem Gespann immer näher. So mussten auch die Hüttenröder das Tempo erhöhen.

Doch da passierte es auf dem holprigen Weg. Ein Splint am rechten Hinterrad drohte rauszurutschen, die erfolgreiche Heimreise war auf das Ärgste gefährdet. Doch klug wie die Hüttenröder schon immer waren, steckte einer der Ihren seinen Daumen in das Loch und verhinderte damit den Verlust des Hinterrades.

In wilder Jagd ging es Richtung Hüttenrode – die Elbingeröder aber kamen immer näher. Mit letzter Kraft jedoch erreichten die Hüttenröder ihr Heimatdorf, in dem sie von der freudigen Einwohnerschaft begeistert empfangen wurden.

Der Hüttenröder aber, der mit seinem Daumen das Rad am Rollen gehalten hatte, musste schmerzhaft den Verlust seines Daumens, des Duhms, wie die Hüttenröder in ihrem plattdeutschen Dialekt sagen, zur Kenntnis nehmen. Es blieb nur ein Stumpel – seit dieser Zeit heißen die Hüttenröder im Volksmund die Stumpelduhm. Die Elbingeröder mussten wutentbrannt die Heimreise ohne die goldene Glocke antreten – und da sie die Zeit verschlafen hatten, riefen ihnen die Hüttenröder hinterher: Ihr Langeschläfer – auf plattdeutsch: Langeschläper. Seit dieser Zeit werden alle Elbingeröder Langeschläper genannt.

Die Hüttenröder aber feierten ein großes Fest. Sie sind noch heute ein Völkchen, dass viele Feste feiert. Im Sommer raucht es fast an jedem Wochenende!!

Die Orts-Chronisten haben diese Geschichte aufgeschrieben – und an manchem Sonntag berichtet der Hüttenröder Stumpelduhm über das Geschehen im Dorf. Die Elbingeröder aber erfahren es erst viel später – denn sie sind ja die Langeschläper.

Wo aber die Glocke geblieben ist, weiß nur einer …

Euer Hüttenröder Stumpelduhm!!

Die Hüttenröder Glocke

Eine der schönsten Veranstaltungen des Dorfes war die 875-Jahrfeier des Dorfes 2008 in der Teichstraße. Präsentiert wurde auch die Hüttenröder Glocke – hereingetragen von verdienstvollen Einwohnern.

Bergbaureste

Im Zechenhaus – vom Bergverein wurde das alte Stellwerk am ehemaligen Bahnhof erworben und gestaltet – erinnern viele Bergbaureste an die Hüttenröder Bergbaugeschichte.

Bergreport Nr. 7 Über Hüttenröder Straßen- und Flurnamen

nach Prof. Damköhler und Prof. Hahne 1927, bearbeitet von  A. Pawel

Die meisten dieser Namen haben ein solches Alter, das kaum mehr die Erstbennung datiert werden kann. Manches erschließt sich nur aus guter Kenntnis der Ortsgeschichte, bei anderen Benennungen sollte der Leser zumindest etwas Harzer Platt verstehen können. Eine Zäsur brachte die Eingemeindung 2010 mit sich, weil hier, um Doppelnamen zu vermeiden, historische Straßenbezeichnungen zwar beibehalten, jedoch mit einem Vorsatz versehen wurden. Das macht die Zustellung für die Post leichter.

Zwei größere Straßen durchziehen die Ortslage; 1. die „Blankenburger Straße“ (heute die B 27) und 2. die „Altenbraker Straße“, früher der Steinweg genannt. Die Bezeichnung rührte von der Aufschotterung her, seinerzeit ungewöhnlich, aber notwendig wegen der Erztransporte von hier zur Hütte nach Altenbrak. Viel später, um 1823 wurde die Straße von Hüttenrode bis Rübeland auf Anweisung der Herzöglichen  Hütte zu Rübeland errichtet, seit dieser Zeit schon mit der eigentümlichen Doppelkurve am Sonnenberg (Willis Gedächtniskurve). Erst 1840 war die gesamte Chaussee von Rübeland bis Blankenburg durchgängig befahrbar, wovon noch heute eine Gedenktafel an der Dachsklippe kündet.  Vor diesem Chausseebau führte die  Verbindung Blankenburg- Hüttenrode über den steilen Wasserweg. Weiterhin gab es den „Neuwerker Weg“, der in das 1414 erstmalig erwähnte „Nigetwerk“ führt. Besondere Eigenarten sind betont in dem „Eichensumpfweg“ und dem „Grüneweg“. Beim „Kreuzstieg“ in der Nähe des Nebelholzes bzw. Hüttenfelde ist es nicht erwiesen, ob sich hier zwei Wege kreuzten oder ein aus Sühne für eine Untat geweihter Kreuzstein aufgestellt war. Über den „Mühlenweg“ kann es kein Zweifel geben, während der „Bollerkopf“ oder „Bollerweg“ bisher der Deutung harrt. „Gänseweg“ und „Kuhlagerweg“ hängen mit der Viehhaltung zusammen, während der „Fischerstieg“ nichts mit dem Gewerbe der Fischer zu tun hat, sondern der neben der Straße von Hüttenrode nach Altenbrak über die Wiese des A. Fischer durch den hinteren Krautberg führenden Fußweges ist.

Oft ist die Bodenbeschaffenheit oder die Oberflächenstruktur namensgebend. So z.B. in „Steinbreite“, „die krumme Grube“ und „Wiesen am Rhodenstein (Farbe!) „Sauerbreite“ nach dem sauren und harten Gras, das sie bringen, wie nach der Feuchtigkeit. „Der Kulk“, „Auf dem Kulke“, „Der Acker hinter dem Bruchteiche“ und „Der Braune Sumpf“ bzw.  Braunesumpfteich“, (der heute durch Bahnanlagen beseitigt ist) nach der moorigen Erde und dem infolgedessen dunklem Wasser.  Es ist schon richtig, wenn das „Kalte Tal“ diesen Namen erhalten hat, aber bei der „Sonnenbreite“, dem „harten und roten Sonnenberg“ (Gesteinsfarbe) kann man zweifeln, ob er wegen seiner sonnigen Lage so genannt wurde oder ob der Bergwerksbetrieb „Der Hartsonnberger Zug“ die Veranlassung der Benennung wurde. „Der Graben bzw. die Grabenwiese“ liegen an einem künstlichen Wasserlauf; „In der Drahle“ eine Mulde mit kleinem, gewundenen Bächlein ist zu vermuten, eine Ableitung von Rinne o.ä.. „Strülleke“ ein flacher Born zum Viehtränken, eine Verkleinerung von „Strulle“, wo das Wasser aus einer Röhre mit Geräusch hervorsprudelt. 

 „Der kahle Berg“, „Der kleine Krautberg“, „Im hinteren Kampe“, „ Die Hanebreite“ (Hagen-Einfriedung), „Lichtenfeld“ und „Lichterfeldstrift“, „Auf der Reke“ (mittelniederdeutsch auch Reeke-Hecke aus Buschwerk) bedürfen außer den kleinen Zusätzen keiner weiteren Erläuterung.

Der sommerliche Viehaustrieb in alter Zeit hat wohl in den Flurnamen der Dorfmark seine Spuren hinterlassen. „Die Trift“, „Hammeltrift“, „Lichterfeldtrift“, „Kälberla“

(mittelniederdeutsch-legede-Wiese), „Kälbermeine“ (Meine-Gemeinschaftsland der Dorfgemeinde), „Schweinekuhle“, „Puterwiese“, „Gänseweg“ und „Kuhteich“. Die „Bauerwiese“ wurde alljährlich unter den Bauern neu vergeben, anders die „Herrenwiese“, die dem gräflichen. Vorwerk gehörte.

Fortsetzung zum Tag des offenen Denkmals am 12. September